Pilatus by Night

von Philipp Heck, im Frühling 1997

Erschien am 26. April 1997 in der Neuen Luzerner Zeitung,
Reaktion von DSS auf die erlaubte Beleuchtung des Luzerner Hausbergs Pilatus

Der Bundesgerichtsentscheid zugunsten der nächtlichen Beleuchtung des Pilatus hat nicht nur Heimatschützer, Umweltschützer und Naturfreunde beunruhigt.

Seit etwa einem Jahr gibt es Dark-Sky Switzerland, eine Fachgruppe der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft (SAG), die sich mit dem Problem der Lichtverschmutzung befasst. Man bezeichnet mit Lichtverschmutzung die durch Menschen verursachte, also künstliche Aufhellung des Nachthimmels, die Sterne zum Verschwinden bringt. Der Himmel über grossen Teilen des Mittellands ist schon seit langem durch falsch konzipierte Aussenbeleuchtung so stark aufgehellt, dass die Astronomen ihre Beobachtungen von den Alpen und Voralpen aus durchführen müssen. Die deutsche Wochenzeitschrift „Der Spiegel“ spricht von der künstlich beleuchteten Erde, die wie ein „illuminierter Musikdampfer“ durch den Weltraum treibt.

Der am 16. April gefällte Bundesgerichtsentscheid, der eine weitere Beleuchtung des Pilatus erlaubt, kommt daher den meisten Astronomen und Amateur-Astronomen als Schreckensnachricht entgegen. Nun ist auch der bis anhin dunkle, mit Sternen übersähte Himmel der zentralschweizer Voralpen ernsthaft gefährdet. Durch die Scheinwerfer werden ja nicht nur die Gipfel des Pilatus beleuchtet, sondern ihr Licht wird in der Atmosphäre gestreut und führt so zu einer Aufhellung des Himmels auch in der weiteren Umgebung. Sterne, kosmische Nebel und andere Himmelsobjekte deren Licht nun zu schwach ist „ertrinken“ sozusagen im künstlich aufgehellten Himmel und bleiben uns verborgen. So war aus hell beleuchteten Orten selbst vom ausserordentlich hellen Kometen Hale-Bopp nur ein kleiner kümmerlicher Schweif zu sehen. Das wahre Schauspiel zeigte sich dann erst aus noch dunklen Regionen in den Alpen und Voralpen.

Die Mitarbeiter von Dark-Sky Switzerland befürchten nun eine verstärkte Lichtverschmutzung in den Alpen, dem eigentlich letzten Gebiet in der Schweiz wo der Himmel von Kunstlicht weitgehend ungestört betrachtet werden kann. Wie lange geht es noch, bis das Matterhorn und andere touristisch wichtige Berge beleuchtet werden? Man scheint die Entwicklung schon im voraus erahnt zu haben: Die modernen Grossteleskope stehen längst an abgelegen Standorten wie auf La Silla und Paranál in der chilenischen Atacama-Wüste oder auf Inseln mit strengen Beleuchtungsvorschriften wie La Palma und Hawaii.

Das Problem liesse sich dabei mit einfachen Mitteln erheblich reduzieren. Sinnvoll abgeschirmte Lampen strahlen ihr Licht dorthin ab wo es gebraucht wird und nicht nach oben in den Himmel. Solche Lösungen sind auch aus ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten günstiger.

Es wäre schade, wenn der Sternenhimmel in Zukunft nur noch in Planetarien zu erleben wäre.