Beobachter – Bundesbahnen: Zu viel Licht ins Dunkle

Mit futuristischen Lichtsäulen wollen die SBB die Sicherheit auf Bahnhöfen erhöhen – und gefährden dabei die Zugvögel.

Mitternacht im solothurnischen Bettlach. Der letzte Zug Richtung Olten ist überfällig. Ein einsamer Reisender wartet auf Gleis 1 und raucht. Einzig der surrende Selecta-Automat, der mit Kleingeld gefüttert werden will, durchbricht die Stille. Insekten tanzen vor einer hell beleuchteten Säule. Sie gleicht einem Miniaturhochhaus mit heruntergelassenen Storen, durch deren Lamellen Licht nach aussen dringt.

Railbeam heisst die rund acht Meter hohe Säule, die von vier Spotleuchten angestrahlt wird. Sie ist das Wahrzeichen der neu gestalteten Regionalbahnhöfe. Insgesamt 619 Stationen wollen die SBB bis in vier Jahren umgestaltet haben, Kostenpunkt: 340 Millionen Franken. Die Bahnhöfe sollen dadurch angenehmer wirken und mehr Sicherheit ausstrahlen.

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Degradierung eines eindrucksvollen Bergmassivs: Beleuchtung des Stockhorns

Mit Schrecken haben aufgebrachte Bürger festgestellt, dass vom Thuner Hausberg Stockhorn aus, zusätzlich zur bestehenden Beleuchtung, in Zukunft zwei starke Scheinwerfern strahlen werden!

2002-04-02_stockhorn-projektiert© 2002 Ekkehard Stürmer.
2. April 2002, 4.5 min, 100 ASA.

Es sollen aussen an den Aussichtsfenstern eines Tunnels in der Nordwand Lampen angebracht werden, die die Fenster von ferne wie „Augen“ leuchten lassen. Damit wird das eindrucksvolle nächtliche Panorama erheblich gestört und das Stockhorn zum Werbeträger der Stockhornbahn AG degradiert. Damit leidet nicht nur die Attraktivität der Region, sondern die Beleuchtung stellt auch eine Gefahr für nächtlich ziehende Vögel dar (siehe Störung nächtlich ziehender Vögel durch künstliche Lichtquellen).

Bitte teilen Sie der Betriebsleitung der Stockhornbahn AG mit, was Sie von diesen unverantwortlichen Beleuchtungsplänen halten.

Mit einem guten Beispiel geht die Säntisbahn voran und schaltet die Beleuchtung ab (siehe Newsmeldung).

 

Aktuelles Forschungsgebiet: Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf die nächtliche Natur

Ende Februar 2002 fand in Los Angeles eine Konferenz zum Thema ‚Ökologische Konsequenzen von nächtlicher Aussenbeleuchtung‘ statt. Führende Wissenschafter aus der ganzen Welt präsentierten den aktuellen Wissensstand dazu. Dass Lichtverschmutzung einen negativen Einfluss auf die Natur hat ist unbestritten, dies zeigen die bisherigen Forschungsarbeiten zu diesem Thema. Viele Zusammenhänge sind jedoch noch unbekannt und müssen noch erforscht werden.

Am Symposium DARK SKY 2002 in Luzern im September ist diese Problematik auch ein wichtiges Thema.

Zusammenfassungen (auf Englisch) der einzelnen Beiträge sowie eine sehr gute Literaturzusammenstellung finden sie auf der Konferenzwebseite von Ecological Consequences of Artificial Night Lighting.