Bei Skybeamern Polizei anrufen?

Falls Sie Skybeamer am Nachthimmel stören, zögern Sie nicht, die Polizei anzurufen. Skybeamer fallen in den Bereich von Strassenreklamen und bedürfen einer besonderen Bewilligung, die meistens nicht eingeholt wurde. Bitten Sie ausserdem Ihren Gemeinderat, solche Bewilligungen nur in Ausnahmefällen für eine begrenzte Zeitdauer zu erteilen.

Damit wird Skybeamern das Überleben schwer gemacht.

Hinweis: Signalisationsverordnung

Anmerkung der Redaktion (2016):
Mittlerweile sind Skybeamer in diversen Kantonen und Gemeinden untersagt.

Ist Zürichs neues Beleuchtungskonzept eine Erleuchtung?

Eine stärkere Erhellung des Nachthimmels über der grössten Stadt der Schweiz ist unabdingbar, wenn vermehrt Gebäude von unten, statt von oben, beleuchten werden sollen, wie es der neue Lichtplan vorsieht.

Folgen von Lichtverschmutzung

Was kann man dagegen tun?

  • Von oben statt unten beleuchten!
  • Lampen und Leuchtreklamen abschirmen!
  • Zielgerichtet beleuchten!

Vierfache Dividende bei Vermeidung von Lichtverschmutzung!

  • Ökonomischer Gewinn
  • Sicherheitsgewinn
  • Kultureller Gewinn
  • Ökologischer Gewinn

Lichtverschmutzung – wenn die Sterne verschwinden

von Patrik Schellenbauer, Guido Schwarz

In städtischen Gebieten sind von blossem Auge nur noch wenige Sterne am Himmel auszumachen. Dafür verantwortlich ist nicht die Luftverschmutzung, sondern die zunehmende Aufhellung des Nachthimmels durch schlechte Beleuchtungskörper. Die Organisation „Dark-Sky Switzerland“ kämpft gegen die „Lichtverschmutzung“.

Es mag paradox klingen: Obwohl wir heute über ein gewaltiges Wissen über den Aufbau des Universums verfügen, entfernen wir uns in unserem Alltag immer mehr vom gestirnten Himmel, unserem direkten Fenster ins All. Während der Anblick der Milchstrasse noch vor 100 Jahren den meisten Menschen vertraut war, gehört dieses majestätische Bild heute bei einem Grossteil der Bevölkerung nicht mehr zum Erfahrungsschatz. Woran liegt dies? Aber gerade eine Errungenschaft der modernen Zeit – nämlich die elektrische Beleuchtung – ist zur Hauptsache dafür verantwortlich. Die im Vergleich mit anderen Gütern immer billigere Energie sowie eine dramatische Effizienzsteigerung der Beleuchtungskörper haben dazu geführt, dass wir zu beinahe vernachlässigbaren Kosten unsere Häuser, Strassen, Siedlungen und Industriebauten beleuchten. Zweifellos hat dies unser Leben wesentlich angenehmer gemacht, die Nachteile werden aber bisher nur von wenigen wahrgenommen: der Sternenhimmel droht in der Flut von künstlicher Beleuchtung unterzugehen.

Licht wird durch Atmosphäre gestreut
Natürlich kann man sich immer noch auf eine Wiese zurückziehen, um die Sterne zu beobachten. Das Problem besteht aber nicht so sehr in der direkten Blendung durch künstliche Lichtquellen. Dieser kann man sich entziehen. Die schleichende Zerstörung eines dunklen Himmels entsteht dadurch, dass Licht, welches nach oben strahlt, nicht einfach in das All entweicht, sondern vorher an den Molekülen der Atmosphäre gestreut wird. So entsteht ein diffuses Leuchten, das die Objekte des Himmels vermehrt überstrahlt. Die meist hohe Luftfeuchtigkeit in unseren Breiten verstärkt diesen Effekt. Hinzu kommt, dass sich das Siedlungsgebiet noch immer ausdehnt, die Quellen dieses unerwünschten Streulichts also immer flächendeckender werden. In der Astronomie wird dieses Phänomen als „Lichtverschmutzung“ bezeichnet.

Abblenden statt blenden!
Das einzig Erfreuliche an dieser weitgehend unbekannten Form der Umweltverschmutzung besteht darin, dass sie grundsätzlich reversibel ist, indem weniger und vor allem sinnvoller beleuchtet wird. Natürlich kann das Rezept nicht darin bestehen, künstliche Beleuchtung zu verbieten oder drastisch einzuschränken. Es gibt aber einfache und kostengünstige Massnahmen, die einen Beitrag zur Reduktion der Lichtverschmutzung leisten. Allzu viele Beleuchtungen in unseren Siedlungen sind schlecht oder gar nicht abgeschirmt. Diese Beleuchtungen richten das Licht nicht an den Ort, an dem es eigentlich gebraucht wird, sondern zur Seite oder direkt nach oben. Ein typisches Beispiel hierfür sind die Kugellampen. Nicht abgeschirmte Beleuchtungen wirken dem primären Ziel der Beleuchtung, nämlich der Sicherheit, entgegen, da sie mehr blenden statt beleuchten. Machen Sie die Probe aufs Exempel!

Von oben statt von unten
Bei Industrie- und Gewerbebauten gehört es mittlerweile zum guten Ton, sie während der ganzen Nacht zu beleuchten, um auf eine originelle Architektur aufmerksam zu machen oder auch nur einen Namenszug zu betonen. Leider geschieht auch dies allzu oft in schlechter Weise, indem die Fassaden mit starken Spotlampen von unten angestrahlt werden. Die Lichtbündel werden an den Gebäudewänden reflektiert und strahlen in sehr steilem Winkel nach oben ab. In den Industrie- und Gewerbezonen und entlang den Autobahnen lassen sich Dutzende solcher Beispiele finden. Auch unzählige öffentliche Gebäude, darunter viele Kirchen und historische Bauwerke, werden von unten und damit schlecht beleuchtet. Eine Verbesserung für den Himmel kann mit relativ einfachen Mitteln erzielt werden. Der beinahe identische Beleuchtungseffekt lässt sich nämlich erzielen, indem die Fassaden von oben herab angestrahlt werden, so dass die abgelenkten Lichtbündel auf den Boden strahlen. So wird ein Grossteil der Lichtverschmutzung vermieden.

Gute Beleuchtung: vierfacher Vorteil
Gezielteres Beleuchten bringt im übrigen auch ökonomische Vorteile mit sich, indem ein beträchtlicher Teil der für Licht aufgewendeten Energie eingespart werden kann. Dies aus dem einfachen Grund, weil kein Licht mehr nutzlos nach oben oder zur Seite verpufft. Ausserdem sind lichtverschmutzungsarme Lampen kostengünstiger in der Wartung. So erbringt der sinnvollere Einsatz von künstlicher Beleuchtung eine vierfache Dividende in Form von finanziellen Vorteilen, erhöhter Sicherheit, der Erhaltung des Sternenhimmels, sowie ökologischen Verbesserungen (siehe unten). Der finanzielle Gewinn einer effizienteren Aussenbeleuchtung reicht indessen nicht aus, um einen genügenden Anreiz über das Portemonnaie herbeizuführen, der zur Verbesserung der Situation beiträgt. Es muss daher vorher ein Umdenken stattfinden. Aber der konkrete ökonomische Druck fehlt in der Schweiz. Um so mehr ist der bewusstere Umgang mit künstlicher Beleuchtung gefragt – von uns allen! (ps/gs)

Vogelwelt in Gefahr

von Andy Stauber
Die „Lichtverschmutzung“ kann auch das Verhalten von Zugvögeln beeinträchtigen. Vor allem Himmelsscheinwerfer – die sogenannten Sky-Beamer -, die von Discotheken zu Werbezwecken verwendet werden, führen zu Verhaltensänderungen bei nachts ziehenden Vögeln. Das Problem ist schon von Leuchttürmen her bekannt. In der Nacht orientieren sich die Vögel an einer Lichtquelle. Es ist schon vorgekommen, dass ganze Vogelschwärme verendet sind, weil sie orientierungslos in einen Leuchtturm geknallt sind. Bei den Sky-Beamern kennt man die Auswirkungen noch zuwenig. Aus Analogieschlüssen kann man aber sagen, dass sie sicher nicht unproblematisch sind. Für Bruno Bruderer, Leiter der Vogelzugsforschung der Vogelwarte Sempach, sind die Sky-Beamer vor allem ein Problem, wenn sie in vermehrtem Masse eingesetzt werden. Bruderer möchte darum die Gemeindebehörden für diese Thematik sensibilisieren, da diese letztlich die Bewilligung für den Einsatz von Sky-Beamern erteilen. (as)

Treffen zum Schutze des Nachthimmels in Paris

Am letzten Aprilwochenende trafen sich Dark-Sky-Vertreter aus Frankreich, Kanada und der Schweiz in Paris. Ziel war eine Bestandesaufnahme und der Erfahrungsaustausch in der Bekämpfung der Lichtverschmutzung. Der Kongress fand im Rahmen der Grossveranstaltung „Recontres du Ciel et de l’Espace“ in der „Cité des Sciences et de l’Industrie“ (siehe Bild) statt.

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„Geode“ IMAX-Kino der „Cité des Sciences et de l’Industrie“ in Paris

Eric Fourlon, Organisator des Zusammentreffens, sprach von einem zunehmenden schwierigen Umfeld für Dark-Sky-Aktivisten. Einerseits geht die touristische Entwicklung in vielen Orten sehr rasant voran, so dass ein grosser Handlungs- und Aufklärungsbedarf vorhanden ist. Andererseits ist in Europa sowie in Kanada die Besorgnis über die zunehmende Lichtverschmutzung der meisten Amateur-Astronomen zu gering um in der Bekämpfung der Lichtverschmutzung aktiv zu werden.

Tipps von ehemaligem Bürgermeister
Jean-Michel Lazou, Gemeinderat und ehemaliger Bürgermeister einer elsässischen Gemeinde, gab ein paar nützliche Tipps bezüglich Öffentlichkeitsarbeit für eine effiziente Aussenbeleuchtung:

Einsparung ins Verhältnis zu den Steuern setzen

Einsparungen durch gut abgeschirmte und effiziente Leuchten gegenüber ineffizienter Aussenbeleuchtung (z.B. Kugellampen) sollten ins Verhältnis zu den Steuern gesetzt werden. Die finanziellen Vorteile sind so besser ersichtlich, als wenn sie mit dem gesamten Gemeindebudget verglichen werden. So kann auch jeder Bürger selber sehen, wieviel er durch effiziente Aussenbeleuchtung an Steuern einsparen kann.

Teurer Lampenunterhalt
Nebst dem Energieverbrauch sollten vor allem die Unterhaltskosten neu zu installiernder Lampen tiefer ausfallen. Der Unterhalt von Aussenbeleuchtungen ist im Vergleich zum Energieverbrauch viel teurer. Der Einsatz von lichtverschmutzungsarmen Lampen geht also mit einer mehrfachen Effizienzsteigerung einher.
Der beste Zeitpunkt um Lampen zu wechseln ist bei technischen Pannen oder bei bereits vorgesehenen Auswechselungen.

Gesetzeslücken im Bereich nächtlicher Aussenbeleuchtung lassen Beleuchtungsbetreibern einen grossen Spielraum. Eine französische Juristin untersucht zurzeit das Problem.
Besorgniserregend sind Beleuchtungsballone, von denen ein omnidirektionales Licht ausgeht und die zum Beispiel für Veranstaltungen und Werbespots eingesetzt werden.

Regelmässige Messung der Himmelshelligkeit
Laurent Corp, ehemaliger Präsident des französischen Kommites zum Schutze des Nachthimmels (Association Nationale Pour la Protection du Ciel Nocturne ANPCN) macht an verschiedenen Orten regelmässige Messungen der Himmelshelligkeit bei gleichen Bedingungen (Bewölkung, Mondphase, Jahreszeiten) um eine zeitliche Entwicklung der Lichtverschmutzung festzuhalten.

Erfolge Von zahlreichen Erfolgen aus der Stadt Blois im Vallée de la Loire sprach Christophe Martin-Brisset, Präsident des ANPCN. Der Dark-Sky-Aktivist ist sogar zum Mitglied der städtischen Beleuchtungskommission ernannt worden und kann somit bei Beleuchtungsvorhaben mitreden.

Ein weiterer Erfolg ist dem 1. Europäischen Kongress zum Schutze des Nachthimmels von 1998 zu verdanken. Die französische Lichttechnische Gesellschaft forderte eine Liste von Lokalitäten an, welche geschützt bzw. dunkel erhalten werden sollten.

Auszeichnung von vorbildlichen Aussenbeleuchtungen
Der kanadische Vertreter, Jean-Pierre Urbain aus Montréal, präsentierte eine vorbildliche Broschüre zum Thema Lichtverschmutzung. Um besonders in ländlichen Gebieten Fortschritte in der Qualität der Aussenbeleuchtung zu erzielen, möchte die Dark-Sky-Gruppe der kanadischen Provinz Quebec vorbildliche Farmen, die Gästezimmer anbieten, mit einem Label auszeichnen.

Vierfache Dividende
Philipp Heck, Vertreter von Dark-Sky Switzerland (DSS), stellte die Erfahrungen, Projekte und Strategie von Dark-Sky Switzerland vor. Der Schwerpunkt liegt vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit über die Medien und Vorträge, sowie der Information von Architekten, Elektroplanern und Politikern. Die Vermeidung von Lichtverschmutzung gibt eine vierfache Dividende:

  • Ökonomische Vorteile: Einsparungen in Unterhaltskosten und Energieverbrauch.
  • Sicherheitsgewinn: Blendfreie Lampen erhöhen die Sicherheit im Verkehr.
  • Kultureller Gewinn: Erhaltung des Anblicks des Sternenhimmels als Inspirationsquelle und Erbe der Menschheit (UNESCO) und eine Verbesserung der Lebensqualität durch ein blendfreies nächtliches Umfeld.
  • Ökologische Verbesserung: Bessere Integration der Tier- und Pflanzenwelt in die technische Zivilisation durch abgeschirmte Lampen und dunkleren Himmel.