Für umweltschonende Beleuchtung und den Schutz der Nacht

Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung ist die künstliche Aufhellung des Nachthimmels und die störende Auswirkung von Licht auf Mensch und Natur.

Der Begriff Lichtverschmutzung ist eine direkte Übersetzung aus dem Englischen (Light Pollution). Es handelt sich um eine anerkannte Form von Umweltverschmutzung wie etwa Luft- oder Gewässerverschmutzung.

Lichtverschmutzung kann mit der Einhaltung einiger einfacher Regeln wesentlich eingeschränkt werden, so wie sie die SIA Norm 491 verlangt.

Licht macht nicht Halt an der Stadtgrenze. Es verbreitet sich praktisch ungehindert in der Atmosphäre und erhellt so auch Gebiete fernab von Städten. (Animation: G. Schwarz)
Licht macht nicht Halt an der Stadtgrenze. Es verbreitet sich praktisch ungehindert in der Atmosphäre und erhellt so auch Gebiete fernab von Städten. (Animation: G. Schwarz)

 

 

 

 

 

 

 

podcast_24.10.2006

Möchten Sie mehr Über Lichtverschmutzung erfahren? Dark-Sky Switzerland empfiehlt Ihnen die ausgezeichnete «Doppelpunkt»-Sendung von Schweizer Radio DRS vom 24. Oktober 2006. Die Sendung bringt das Thema Lichtverschmutzung den Hörerinnen und Hörern näher und lässt mehrere Schweizer Experten zu Wort kommen.

Lichtverschmutzung weltweit
NASA Erde bei Nacht
NASA Erde bei Nacht

Lichtverschmutzung ist ein weltweites Phänomen. Kompositionen von Satellitenaufnahmen zeigen eindrücklich, wie stark vor allem in den Industrienationen die Lichtemissionen zunehmen und die Nacht erhellen.

Lichtverschmutzung in Europa
Lichtverschmutzung (Aufhellung des Nachthimmels im Zenit) nach Falchi et al. in Europa, 2015
Lichtverschmutzung (Aufhellung des Nachthimmels im Zenit) nach Falchi et al. in Europa, 2015

Diese Falschfarbendarstellung von Europa zeigt deutlich, dass die Lichtverschmutzung in den grossen Ballungszentren stark ausgeprägt ist. Während in Spanien einige Gebiete noch vorwiegend lichtverschmutzungsarm sind, machen sich vor allem in Grossbritannien, Benelux-Staaten, Deutschland und Italien die massiven Lichtemissionen bemerkbar. Die Schweiz leidet ebenfalls unter mittlerer bis starker Lichtverschmutzung. Ein natürlich dunkler Himmel ist nur noch über den schwarzen Flächen vorhanden.

Lichtverschmutzung in der Schweiz

Die Aufhellung des Nachthimmels durch Kunstlicht in der Schweiz (Daten vom Weltatlas von Falchi et al.).
Die Aufhellung des Nachthimmels durch Kunstlicht in der Schweiz (Daten vom Weltatlas von Falchi et al., Aufbereitung durch Stefano Klett, Dark-Sky Switzerland).

Auch die Schweiz leidet an Lichtverschmutzung – mehr, als man glauben möchte. In den Bergen ist der Sternenhimmel zwar wesentlich besser zu sehen als im Mittelland und der Agglomeration der Städte. Dennoch gibt es in der ganzen Schweiz keinen Ort mehr, wo in der Nacht natürliche Dunkelheit erreicht wird.

Lesebeispiele zur Karte: Dunkelste blaue Flecken in den Alpen (Aufhellung des Nachthimmels zwischen 8-16%), Purpur gefärbte Innenstädte wie Zürich, Genf, Basel, Lausanne (Aufhellung des Nachthimmels 1020-2050%)!
Seit die Lichtverschmutzung wegen dem Insektensterben an Bedeutung zugelegt hat, sind auch viele befreundete (Umwelt- und Naturschutz-)Organisationen auf das Thema aufmerksam geworden. Exemplarisch soll hier Birdlife aus dem Kanton Aargau erwähnt werden, die in ihrer Zeitschrift Milan den Schwerpunkt Lichtverschmutzung gesetzt haben.

UMG – Lichtverschmutzung und Nachtfalter

Auswirkungen von künstliche Lichtquellen auf die Pflanzenbestäubung?

Schon 1866 beklagte Amédée Guillemin das Verschwinden vieler Sterne in dicht besiedelten Gebieten durch die Beleuchtung der Häuser und Straßen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen heute vor allem die Auswirkungen dieser sogenannten „Licht­verschmutzung“ auf Tiere und den Menschen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass künstliche Beleuchtung sogar den Bestäubungs­erfolg durch Insekten beeinflussen könnte.

» Lichtverschmutzung und Nachtfalter

 

Beobachter – Da warens nur noch vier

Die Schweiz wendet 100 Millionen Franken jährlich für Artenschutz auf. Effizientere Massnahmen wären möglich – doch die Bürokratie bremst sie aus.

Dark-Sky Switzerland: Wir hegen den Verdacht, dass gerade die Brutvögel empfindlich auf Lichtemissionen reagieren, oder weniger Insekten als Nahrungsquelle finden, oder beides.

Besichtigung der Urania Sternwarte in Zürich am 17.4.2013

20130421_2_urania 20130421_8_urania 20130421_10_urania 20130421_30_urania 20130421_38_urania 20130421_45_urania 20130421_47_urania 20130421_50_uraniaMit Apéro im Movie um halb Acht und Führung mit Urs Scheifele ab halb Neun.

Nach einem ausserordentlich langen Winter wurde rund einen Monat früher das Datum dieses Anlasses fixiert. Mit diebischer Vorfreude hat der Präsident von Dark-Sky Switzerland am Tag selber das Wetter auf seiner Seite gehabt. Niemand musste mehr frieren und die Stimmung war entsprechend angenehm.

Im Movie konnte sich ab halb Acht jede(r) nach eigenem Gusto einen Schluck gönnen. Der Präsident gab eine Budgetanweisung, aber hatte keine Vorbestellung getätigt. Dafür wurden die Mitglieder mit einem Aufkleber gekennzeichnet, um das sonst schon durch die zahlreichen Kunden an den Aussentischen beschäftigte Personal nicht unnötig zu verwirren.

Nach einem kurzen Gruppenfoto ging es im Gänsemarsch die kurze Distanz bis in den Treppenaufgang der Urania, wo uns Demonstrator Urs Scheifele bereits erwartete.
Die rund 250 Stufen legten wir zu Fuss zurück, da der kleine Lift nur für etwa 6 Personen ausgerüstet ist und für unsere Schar viel zu lange gebraucht hätte.

Nach einer kurzen Begrüssung mit Schätzfrage zum Alter der Urania Sternwarte (106 Jahre im 2013) hielt unser Präsident Lukas Schuler eine kurze Einführung über das Ausmass der Lichtverschmutzung in der Schweiz und insbesondere in Zürich. Er verwies auf die Lichtglocke, welche auch während der Earth Hour des WWF durchaus beständig über der Stadt hängen blieb, da sie zu einem grossen Teil aus Strassenbeleuchtungen alimentiert wird, die nicht dunkel geschaltet wurden.

Mit dem Einnachten wurden die auch auf der Urania Sternwarte störenden Kirchturmbeleuchtungen eingeschaltet. Urs Scheifele führte vor, welche Vorbereitungen nötig sind, damit man mit so einem Instrument wie dem grossen Linsenteleskop in der Urania-Sternwarte überhaupt etwas findet. Derweil konnten sich müde Besucher auf den praktischen Sitzen eines grossen Einrichtungshauses zwischendurch ausruhen.

Als erstes Objekt bot sich der Planet Jupiter mit den vier Galileischen Monden an, bevor er sich dem Horizont zuneigen würde. Das Seeing war zwar nicht sehr ruhig, aber um die Atmosphärischen Streifen zu erkennen war die Sicht gut genug. Ob jedoch der rote Fleck anwesend war oder nicht, liess sich kaum ausmachen. Nach Berechnungen im Nachhinein war er es tatsächlich nicht.

Als zweites Objekt hatte sich der Mond höher am Himmel optimal als beinahe Halbmond mit einer deutlichen Licht-Schatten-Grenze eingestellt. Die Wahl des Datums war bei Schuler nicht zufällig auf diese Woche gefallen, er kannte als alter Himmelsbeobachter die Vorteile dieser Mondphase.
Die imposante Kraterstruktur war auch im kleineren Leitfernrohr eindrücklich genug und so hatten meistens zwei Beobachter gleichzeitig etwas davon.

Mit einem herzlichen Schlussapplaus dankten wir Urs Scheifele für seine kompetenten Ausführungen zu allen Belangen. Ihm und seinen Gedankengängen zu folgen war wie immer ein Genuss. Man merkt einfach, dass seine ganze Erfahrung aus Jahrzehnten mit dem mobilen Planetarium Zürich in seine Tätigkeit einfliesst.

Als leidtragender der Lichtverschmutzung betonte Scheifele im Schlusswort, dass es an der Lage der Urania-Sternwarte beinahe unmöglich geworden sei, Galaxien oder lichtschwache Nebel zu betrachten. Die Lichtverschmutzung lasse nur das Beobachten der hellsten Objekte wie den Planeten oder von hellen Doppelsternen zu. Er ist Dark-Sky dankbar, dass wir uns dem Thema annehmen. Ausserdem machte er darauf aufmerksam, dass im Baujahr 1907 nur einige wenige Lichter in der Stadt gebrannt hätten (wohl eher noch Gas als elektrisch). Damals muss die Beobachtertätigkeit an der Urania noch gut möglich gewesen sein, auch wenn diese nie zu Forschungszwecken, sondern immer schon mit dem Auftrag zur Volksbildung aus einer Spende an die Stadt Zürich erstellt worden ist.

Dark-Sky Switzerland wurde 1996 von bewegten Amateurastronomen gegründet, die den Nachthimmel immer mehr in der Lichtsuppe (Lichtverschmutzung) untergehen sahen. Heute ist das Problem vielschichtiger und auch als ökologisches erkannt (Vögel, Insekten, Fledermäuse, Fische und andere lichtempfindliche Tiere und Pflanzen). Im Herbst wird Dark-Sky deshalb an der Vogelwarte Sempach einen Anlass durchführen.