Rolf Schatz, wie geht es dir?

Zu deinem Pech hat dich letztes Jahr ein bis damals nicht erkanntes körperliches Defizit eingeholt. Du musstest am Herzen operiert werden.
Die Ärzte rieten dir, etwas weniger zu arbeiten, so hast du die Leitung der Geschäftsstelle von Dark-Sky per Ende 2019 niedergelegt.

Seit Bekanntgabe deines Rücktritts ist ein Jahr vergangen. Wie geht es dir jetzt?

«Sehr gut. Ich konnte mich erholen und fühle mich besser denn je. Ich versuche die neu gewonnen Freiräume einzuhalten. Für mich als engagierte Person ist das nicht immer ganz einfach.»

Das freut uns, dass es dir gut geht. Denkst du noch ab und zu an Dark-Sky Switzerland?

«Ja, sehr oft. Beleuchtungsfragen beschäftigen mich fast täglich, das Bewusstsein für den negativen Einfluss auch auf die Gewässerökologie kann und will ich nicht ausschalten.
Ich vermisse auch die gute Zusammenarbeit mit dem Vorstand.»

Was hat sich in deinem Leben verändert durch die neue Freiheit ohne Dark Sky?

«Es bleiben die hektischen Anrufe von Medienleuten aus, die subito einen Termin fordern, um über euch zu berichten.»

Gibt es etwas, was du von Dark-Sky Switzerland in den nächsten 5 Jahren erwartest?

«Ich hoffe, dass ihr das Verbandsbeschwerderecht so nutzen könnt, dass es den besten Effekt für die Sache erzielt und es bei den Baubehörden zur Selbstverständlichkeit wird, das Problem der Lichtverschmutzung zu beachten.»


Anmerkung der Redaktion: Bis hierhin erschien das Interview im Nachtfalter 2020, ab hier folgt die Fortsetzung, die darin keinen Platz mehr fand.


Trotz deines unerwarteten Zwangs zum Rücktritt, denkst du, es gebe theoretisch den idealen Zeitpunkt um ein Amt niederzulegen?

«Für mich war es ein Glücksfall, dass der Verein den Meilenstein Aufnahme in die Liste der Organisationen mit Verbandsbeschwerderecht noch zu meiner Zeit erreicht hat. Ich war ja von Anfang an bei diesem Vorhaben mit dabei.
Gleichzeitig stellte das Erreichen des Etappenziels eine neue Herausforderung dar, der ich mich nun nicht mehr stellen muss.»

Was wünschst du deiner jungen Nachfolgerin Florine Leuthardt auf der Geschäftsstelle?

Biss, Durchhaltewillen und das nötige Augenmass.

Wenn du ein neues Mitglied für den Vorstand vorschlagen könntest, welche Qualifikation oder Berufsgruppe würdest du uns empfehlen?

Zur Zeit fehlt es euch an nichts aus meiner Sicht.

Gibt es sonst etwas, was du uns noch mitteilen willst?

Im guten Geist des Vorstands wie bisher weiter machen und erfolgreich bleiben.

Danke Rolf, für deinen grossen Einsatz bei Dark-Sky Switzerland – und bleib gesund!

 

Analyse der Lichtemissionen der Schweiz 2019 – weiterhin Zunahme der Lichtverschmutzung

Messungen seit sieben Jahren verzeichnen eine Zunahme der Lichtemissionen. Die lichtstarken LED-Leuchten und das fehlende Bewusstsein über Wirkungen der Lichtverschmutzung begünstigen diesen Effekt. Darum fordert Dark-Sky Switzerland die seit 2017 versprochene Vollzugshilfe des Bundes für Kantone und Gemeinden. Konkrete Ansätze zum Schutz der Nachtlandschaften sind zentral für den Erhalt der Artenvielfalt und der Gesundheit.

Dark-Sky Switzerland publiziert jedes Jahr die Lichtemissionen der Schweiz. Mit der Methode der absoluten Lichtstärke und relativen Leuchtdichte entsteht eine wissenschaftlich anerkannte Messreihe. Während die Lichtstärke über die Messperiode um 0.5% pro Jahr zunimmt, schrumpft die dunkle Schweiz um 3.9% pro Jahr (fast soviel wie der Kanton Freiburg).

LED-Technologie ist energieeffizient aber nicht unbedingt förderlich für Tiere und Mensch

Lukas Schuler, Naturwissenschafter und Präsident von Dark-Sky Switzerland, meint: «Diese Entwicklung sei auf saisonale (Schnee/Nebel) und temporäre (Grossbaustellen) Effekte und den Technologiewandel (LED) zurückzuführen.» Die LED Technologie ist energieeffizient, wird aber leider verschwenderisch und nicht immer bedarfsgerecht eingesetzt. Darunter leiden Tiere und Pflanzen. Lichtverschmutzung stört ebenso den menschlichen Tag-Nacht-Rhythmus, was gesundheitliche Folgen hat (Zusammenhänge mit Medikamentenkonsum, Übergewicht, Depressionen/Suizid, Brust-, Prostata und Darmkrebs wurden international in hell beleuchteten Städten nachgewiesen).

Dark-Sky Switzerland begrüsst die parlamentarischen Vorstösse der vergangenen Wochen.

Politische Vorstösse auf eidgenössischer und kantonaler Ebene haben die Dringlichkeit des Anliegens  erkannt. Die Motion «Das Insektensterben bekämpfen» wurde vom Bundesrat bereits positiv aufgenommen. Dark-Sky Switzerland begrüsst zudem die Motion der Nationalrätin Delphine Klopfstein-Broggini (GP, GE), die den Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel zum geographischen, technologischen und gesellschaftlichen Wandel in eine umweltverträgliche Nutzung von Kunstlicht im Aussenraum fordert. Gleichzeitig wurde im Kanton Zürich eine Parlamentarische Initiative mit klaren Änderungen im Planungs- und Baugesetz lanciert, die ebenfalls in diese Richtung zielt.

Info-Box

Dark-Sky Switzerland setzt sich für den Erhalt der natürlichen Nachtlandschaften und der Artenvielfalt und den Schutz des Menschen vor Lichtverschmutzung ein. Dark-Sky Fachexperten sind seit mehr als zwanzig Jahren aktiv in der Sensibilisierung der Bevölkerung und der Beratung von Planungs- und Baugremien tätig. Die Dark-Sky Bewegung ist in der International Dark-Sky Association zusammengeschlossen und konnte 2020 die erste Dark-Sky Nation, das Niau Atoll im Pazifik auszeichnen.

Quellen:

[1] Nachtkarte der Schweiz von 2019, Dark-Sky Switzerland

[2] Die durchschnittliche Lichtstärke der Schweiz bei Nacht hat 2019 gegenüber dem Vorjahr um 1.1% zugenommen.

[3] Die nachtdunkle Fläche ist gleichzeitig um 2.3% geschrumpft.

Methode: Wissenschaftliche Publikation vom 11. Juli 2018

 

Sabine Ziegler übernimmt Geschäftsstelle von Dark-Sky Switzerland von Rolf Schatz

Die Führung der Geschäftsstelle hat Rolf Schatz am 7. Januar an seine Nachfolgerin Sabine Ziegler übergeben.

Sabine Ziegler und Rolf Schatz bei der symbolischen Übergabe der Geschäftsleitung von Dark-Sky Switzerland
Sabine Ziegler übernimmt die Geschäftsleitung von Dark-Sky Switzerland von Rolf Schatz

Sabine Ziegler war eine Zufallsbekanntschaft für den Vorstand und hat sich als interessiert und qualifiziert herausgestellt. Sie wird Dark-Sky Switzerland mit einer 20%-Stelle gegen aussen vertreten. Zum Glück kann sie auch auf französisch korrespondieren, denn gerade in diesem Jahr wird unser Suisse Romand Eliott Guenat eine Auszeit durch Teilnahme an einer Solar-Velo-Tour bis nach China nehmen.

Sabine Ziegler bringt einen erfahrenen Rucksack mit. Sie hat an der ETH Zürich Umweltnaturwissenschaften studiert, viele kennen sie aus ihrer früheren politischen Arbeit bei der SP in Gemeinde- und Kantonsrat,  sie hat sich oft mit Nachhaltigkeit und Energiethemen befasst, hat sich an der Universität St. Gallen darin weiter gebildet und wurde in den Verwaltungsrat der EKZ aufgenommen. Sie sagt sie könne allfällige Konflikte zur Beleuchtungsindustrie durch treten in den Ausstand meiden. Nicht zuletzt führt sie ein eigenes Beratungsunternehmen für Mediation und ist eine erfahrene Unternehmerin.

Im Namen von Dark-Sky Switzerland möchten wir Sabine Ziegler offiziell und herzlich willkommen heissen und wünschen ihr erfolgreiches Gelingen und schöne Momente bei allen kommenden Aufgaben.

Nachdem Rolf Schatz die Geschäftsstelle von Dark-Sky Switzerland seit 2014 erfolgreich betreut hat, musste er 2019 leider einen gesundheitlichen Rückschlag einstecken, der ihm die Weiterführung im bisherigen Tempo verunmöglichte. Wir haben Rolfs direkte Art geschätzt und er hatte ein gutes Gespür für die aufkommenden Anliegen der Behörden und Bevölkerung. Ausserdem war er immer ein Sympathieträger für unser Anliegen, da er es mit Vehemenz und Leidenschaft glaubhaft vertreten hat, da ihn bereits seine anderen Tätigkeiten zum Anwalt der Natur gemacht haben. Er gab dem Vorstand seinen Rücktritt per 2020 rechtzeitig bekannt.

Rolf Schatz wird sich an der GV am 12. März 2020 von Dark-Sky Switzerland offiziell verabschieden, indem er unsere Mitgliederversammlung ein letztes Mal moderiert.

Er bleibt Dark-Sky Switzerland als Mitglied erhalten und wird weiterhin ab und zu für seine Fachthemen für Dark-Sky Switzerland referieren.

Für den Vorstand
Lukas Schuler, Präsident

 

In Gedenken an Theo Meyer aus Stäfa

Theo Meyer war Gründungsmitglied von Dark-Sky Switzerland, wie das erste existierende Sitzungsprotokoll der Fachgruppe belegt.

Er selber war einer der frühesten Gönner und Sponsoren. Doch sein Engagement erschöpfte sich nicht durch passive Spenden. Immer wieder hatte er gute Ideen. Als Inhaber eines Fachgeschäfts für Elektroplanung in Stäfa hatte er Kontakt zu einem wertvollen Netzwerk von Fachleuten und motivierten Freunden. So konnte er 2007 auch einen Freund mit demselben Vornamen (Theo Wirth) für die Geschäftsstelle von Dark-Sky Switzerland gewinnen und zum Vorteil von Dark-Sky blieb uns dieser während sieben Jahren verbunden.

Theo Meyer half erfolgreich bei der Planung des asymmetrisch beleuchteten Sportplatzes in Geroldswil, was wohl das bisher meist zitierte Beispiel für gelungene Ausleuchtung darstellt.

Während meiner Aufnahme in der Vorstandsarbeit hatte ich das Vergnügen Theo Meyer persönlich kennen zu lernen. Er half sogar bis ins hohe Alter bei Standarbeiten von Dark-Sky mit seinen Transportdiensten aus.

Als Mensch war er eine Perle. Er schätzte nach den Sitzungen ein gutes Glas Wein, die Verbundenheit zu seiner Heimat in Stäfa kam wohl auch darin zum Ausdruck.

Theo Meyer wusste immer recht gut über Dark-Sky Switzerland Bescheid, denn er telefonierte auch mit der Geschäftsstelle oder mit dem Präsidium, wenn ihn etwas beschäftigte, was er in den Medien entdeckte. Und er spendete immer wieder gerne etwas, wenn er mit unseren Leistungen zufrieden war.

Als aufrichtige, integre Persönlichkeit haben wir Theo Meyer kennen und schätzen gelernt. Wir bedauern, dass wir ihn nie mehr persönlich treffen können, aber erweisen ihm die letzte Ehre zum Abschied.

Lukas Schuler und Rolf Schatz

So unnatürlich hell ist nachts die Schweiz!

An jedem frühen Morgen misst der Umweltsatellit Suomi NPP die Lichtquellen auf der gesamten Erde. Der fleissige amerikanische Umweltsatellit arbeitet schon seit April  2012, Tag für Tag. NOAA sammelt Daten, «um unseren dynamischen Planeten zu überwachen und zu verstehen», wie auf der NOAA-Website zu lesen ist.

Der Schweizer Naturwissenschafter Lukas Schuler hat eine Lücke geschlossen und aufgrund dieser Daten neue Karten entwickelt, welche die nächtliche (Kunst-)Lichtbelastung in der ganzen Schweiz auf einer intensiven Farbskala eindrücklich darstellen. So lassen sich auch Vergleiche zwischen früheren Jahren und heute durch signifikante Trendanalysen professionell belegen.

Signifikante Zu- oder Abnahmen der Lichtstärken lassen sich in der Mehrzahl auf Grossbaustellen und neue Infrastrukturen, aber auch auf (Winter-)Tourismus und die zahlreichen Umrüstungen auf besser abgeschirmte LED, bzw. intelligentes Licht zurückführen.

Dies ist bedeutsam, wenn es um die zunehmende Lichtverschmutzung geht, die Tiere und Pflanzen schädigen – und für Menschen enorm störend sein kann. Gerade in Zusammenhang mit dem alarmierenden Insektensterben werden die gefährlichen Auswirkungen von Lichtverschmutzung derzeit immer bewusster wahrgenommen.

Die Herausforderung war, die physikalisch gemessene Strahldichte in etwas Einleuchtendes umzurechnen, das jeder Mensch kennt.
So wird nun das Licht ausgedrückt: als minimale Anzahl Vollmonde, die nötig wäre, um dieselbe Lichtstärke pro Fläche zu erzielen.

Der Verein Dark-Sky Switzerland, der sich schon seit über 20 Jahren für das Dunkel der Nacht engagiert, wird künftig auf seiner Website jährlich eine deckungsgleiche Nachtkarte publizieren.

Quelle: Dark-Sky Switzerland / Angebote / Nachtkarten

Methode: Wissenschaftliche Publikation vom 11. Juli 2018