Lassen wir die Natur in Ruhe schlafen!

Une illumination coloree est visible au sommet de la montagne "aiguille de la Tza" lors d'un test du "Projet Etoile: 13 etoiles au sommet" ce mardi soir 26 novembre 2013 a Arolla en Valais. Ce projet est un des projets qui vont marque les festivites des 200 ans de l'entree du Valais dans la Confederation Suisse en 2015. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

Petition von Dark-Sky Switzerland «Zur Erhaltung der Nacht im Alpenraum»

Nach einiger Häufung von Anlässen in den Alpen mit Lichtinszenierungen die weit über das hinaus gehen, als was wir im Einklang mit der Natur empfinden, lanciert Dark-Sky die nachfolgende Petition zuhanden des Bundesrates.

Die Unterschriftensammlung ist beendet. Vielen Dank alle Unterzeichnern. Weitere Informationen folgen.

www.darksky.ch/petition

Die NZZ am Sonntag berichtete über unsere Petition bereits am 27. April 2014: Widerstand gegen Lichtshow

Nach nur drei Tagen wurden schon die ersten 1000 Unterschriften erreicht!

Die Petition wurde am 10. Februar 2015 in Bern mit über 5000 Unterschriften für Frau Bundesrätin Doris Leuthard überreicht.

Die Sammlung ist demnach beendet.

Dark-Sky Switzerland erwartet die Stellungnahme.

Das Wallis hat am 18. März die Gipfel beleuchtet, diverse Medien berichteten.

Der Bundesrat hat sich lange nicht dazu geäussert.

Erst am 29. Mai 2015 erhielten wir via BAFU eine Antwort, welche für sich selber spricht und die wir deshalb ohne Kommentar veröffentlichen:

Antwort des BAFU

Wir sind enttäuscht über die Nonchalance von höchster Stelle. Selbstverständlich hören unsere Anstrengungen somit nicht auf, bis sich die Situation für die Umwelt verbessert.

 

Generalversammlung Freitag 6. März 2015

© Foto: Roland Zumbühl, 25.05.05
© Foto: Roland Zumbühl, 25.05.05

Das Programm gemäss Einladung:

  • Generalversammlung 19 Uhr
  • Referat «Biodiversität im Krebsgang» mit Rolf Schatz 20.15 Uhr
  • Apéro 21 Uhr.

Wir bitten die Mitglieder um rechtzeitige Anmeldung gemäss Einladung, demnächst im Briefkasten.

Wir freuen uns auf einen gelungenen gemeinsamen Anlass.

Aufhellung des Nachthimmels durch Sportplatzbeleuchtung

Der Lichtplaner Roland Bodenmann hat mich von Dark-Sky Switzerland am 17. Februar 2015 eingeladen, bei einer kontrollierenden Lichtmessung zum neu geplanten und installierten Sportplatz Brüggligeld in Aarau dabei zu sein.

Der Sportplatz hat unmittelbar angrenzende Anwohner in Einfamilienhäusern. Diese Ausgangslage verlangte eine sorgfältige Lichtplanung, um Immissionen während dem Spielbetrieb so gering als möglich zu halten. Daher wurden die simulierten Lichtstärken an den Hausfassaden der Häuser nachgemessen. Danach wurde der Einfluss jeder einzelnen Leuchte der den Häusern zugewandten Spielfeldhälfte überprüft.

2015-02-17_landeskarte_bruegglifeld_messpunkte

Das Fussballfeld wird in diesem Fall von acht Masten flankiert. Für die Einzelmessung interessierten nur die vier Masten (grüne Punkte bei 1-4) bei der Strasse mit den Einfamilienhäusern.
Während der ganzen Messungen blieben benachbarte Lichtquellen entweder konstant ein (Eishockeyfeld und Nebenplatz) oder aus (Strassenbeleuchtung, Gartenbeleuchtungen)

sqmback_04

Lukas Schuler, Präsident von Dark-Sky Switzerland: «Ich habe diese einmalige Gelegenheit genutzt, um mit meinem Sky-Quality-Meter (SQM) die Aufhellung des Nachthimmels über dem Spielfeld durch jeden einzelnen Lichtmast zu messen.»

Um meine eigenen Messpunkte (blau) auf dem grünen Rasen einfach zu lokalisieren, habe ich die Mitte zwischen den gegenüberliegenden Masten  verwendet, selbst wenn die Ausrichtung der Strahler teilweise leicht davon abwich, um die tiefen Immissionen bei den Nachbarn zu erreichen.

Wie immer mit einem SQM wurde im Zenit gemessen. Ich habe dazu ein Stativ verwendet und hinter meinem Rucksack, bzw. vor mich als Schattenwerfer positioniert. Der Flutlichtstrahl wäre sonst ebenfalls auf die Linse gefallen und hätte jede Genauigkeit vernichtet.

Messpunkt 1 liegt also auf dem blauen Punkt und misst im Zenit den Unterschied mit ein-, bzw. ausgeschaltetem Mast 1 auf dem grünen Punkt. Das galt analog auch für die Masten 2-4.

Wie schon bei der Aufhellung des Nachthimmels durch Weihnachtsbeleuchtung wurden 10 Messungen pro Situation gemacht (vorher 10 und nachher 10).
Resultate
Mast
Messpunkt
eingeschaltet
Zenitleuchtdichte
ausgeschaltet
Zenitleuchtdichte
Differenz
Nr. mag/arcsec2 cd/m2 mag/arcsec2 cd/m2 %
1 14.81
±0.06
0.1284
±0.0070
14.95
±0.07
0.1136
±0.0069
12
2 15.09
±0.08
0.0993
±0.0074
15.32
±0.13
0.0811
±0.0083
18
3 15.14
±0.11
0.0951
±0.0097
15.54
±0.04
0.0660
±0.0025
31
4 15.12
±0.10
0.0968
±0.0097
15.38
±0.10
0.0764
±0.0074
21

Die Zunahme der Himmelshelligkeit über dem Spielfeld beträgt also pro Lichtmast zwischen 12% bis 31%.

Wie erklären wir die grossen Unterschiede zwischen nahezu identischen Leuchtquellen?

Der relative Anteil der Änderung am Himmel war grösser, wenn die Dunkelheit am Himmel grösser war. Die unterschiedliche Dunkelheit am Himmel können wir gut erklären:

  • Neben dem Spielfeld befindet sich links das zum Zeitpunkt offene und kontinuierlich beleuchtete Eishockeyfeld. Das heisst beim Messpunkt 1 haben wir mehr Licht vom Hockeyfeld am Himmel als beim Messpunkt 4.
  • Neben dem Spielfeld rechts befindet sich der schlechtere Platz. Auch bei diesem Platz war die veraltete Beleuchtung in Betrieb. Messpunkt 4 war hier am nächsten bei dieser Lichtquelle, Messpunkt 1 am weitesten entfernt.
  • Das Hockeyfeld hellt stärker auf als der alte Fussballplatz. So erwartet man den minimalen Einfluss der benachbarten Lichtquellen näher beim Fussballplatz als beim Hockeyfeld.

Tatsächlich dürfte also der Wert von 31% am ehesten dem indirekten Einfluss eines nach Normen beleuchteten Fussballplatzes entsprechen.

Für alle Hobby- und Amateurastronomen lässt sich ableiten, dass sich zwar jeder zusätzliche Meter Entfernung von störenden Lichtquellen lohnt, aber man in den Städten in mehrfachen Helligkeit eines Vollmondes am Himmel ertrinkt.

Lukas Schuler
Präsident Dark-Sky Switzerland

 

 

Die Petition «Zur Erhaltung der Nacht im Alpenraum» wurde erfolgreich übergeben

Medienmitteilung 11. 02.2015 Die Petition wurde durch das Projekt «13 etoiles» («13 Sterne») ausgelöst, das 2015 die Beleuchtung von 26 Walliser Berggipfeln vorsieht. Die Idee, welche keineswegs neu ist, bedroht die letzten natürlichen Rückzugsgebiete.

consegnapetizione

Die Petition verlangt vom Bundesrat, die Baunorm zur Vermeidung unnötiger Lichtemissionen im Aussenraum im Gesetz zu verankern, um die Beleuchtung auf den besiedelten Raum zu beschränken. Mehr als 5000 Unterzeichnende denken genauso. Zum schlagkräftigen Unterstützungs-Komittee haben sich auch Prominente Kantonal- und Nationalräte, Umweltschützer und Künstler aus dem ganzen Land gesellt.

Ein grosser Erfolg für Dark-Sky Switzerland. Wir hätten nicht gedacht, diese grosse Zahl an Unterschriften zu erreichen. 

Es ist wichtig, dass die ganze Alpenregion vor unnötigen Lichtemissionen geschützt wird.

Dark-Sky Switzerland hat die Petition «Für den Erhalt der Nacht im Alpenraum» adressiert an Doris Leuthard am 10. Februar 2015 ihrem Sekretär überreicht (Bild).

Petition: «Für den Erhalt der Nacht im Alpenraum»

http://www.darksky.ch/petizione

Mit besten Grüssen

Dark-Sky Switzerland
Rolf Schatz
Leiter Geschäftsstelle
Postfach
8135 Langnau am Albis

G: 044 796 17 70
info(at)darksky.ch
www.darksky.ch

 

Aufhellung des Nachthimmels durch Weihnachtsbeleuchtung

Anhand der Weihnachtsbeleuchtung eines der grössten Einkaufszentren der Schweiz wurde untersucht, was diese lokal für die Aufhellung der Nacht am Himmel konkret bedeutet.

Zentrum Glatt von weitem in Weihnachtsbeleuchtung gehüllt.
Das Zentrum Glatt in Wallisellen kann sogar aus über einem Kilometer Distanz noch mit der Dekoration der Bahnhofstrasse mithalten.

Die Weihnachtsbeleuchtung unseres Versuchsobjektes besteht aus 269’000 LED Lämpchen, welche das Gebäude wie einen Lichtervorhang auf allen vier Seiten einhüllen.

Damit man besser versteht, wie viel Licht ein solches Gebäude durch die Weihnachtsbeleuchtung ausstrahlt, haben wir eine Schätzung aufgrund der Messung der Leuchtdichte gemacht.

An der Fassade massen wir 4.5 cd/m2. Mit den Dimensionen der vier Seiten des Hochhauses multipliziert, ergibt sich eine Leuchtfläche von 6300 m2, welche ca. 356’000 Lumen emittiert (ein kleinerer Teil davon durch die Fenster nach Innen).

Dark-Sky Switzerland: Das Licht der Weihnachtsbeleuchtung des Glatt entspricht etwa 42 herkömmlichen Strassenlampen, die 1 km Kantonsstrasse beleuchten könnten.

Wie gross ist nun die Aufhellung der Nacht?

Unsere Messungen wurden in der Weihnachtszeit von 2014 vorgenommen. Die Beleuchtung schaltete damals um Mitternacht aus.

Methode:
sqmback_04Wir haben auf einem Stativ mit der Wasserwaage ein Sky Quality Meter (SQM) senkrecht zum Zenit ausgerichtet. Standorte 450m weg vom Glattzentrum erwiesen sich als unzuverlässig für eine präzise Messung.
Unsere Messungen erfolgten daher neben dem Gebäude, auf öffentlich zugänglichem Gelände, 120m vom Hochhaus entfernt.
Wir haben die Messung in vier verschiedenen Nächten wiederholt, um der unterschiedlichen Bewölkung Rechnung zu tragen.
Ausserdem haben wir pro Abschaltung, aus einer langen Serie von Einzelmessungen vor und nach der Abschaltung jeweils 10 benachbarte Werte vor nach der Abschaltung verwendet, um Einflüsse von schwankender Temperatur und wechselnder Bewölkung so gering wie möglich zu halten. Dennoch ist es sehr wichtig, eine gewisse Anzahl Einzelmessungen zu kombinieren, um den Messfehler zu minimieren.
Die Resultate
Vor Abschaltung Nach Abschaltung Differenz Himmel
mag/arcsec2 cd/m2 mag/arcsec2 cd/m2 in % Qualität
16.20
±0.02
0.0359
±0.0007
16.31
±0.03
0.0323
±0.0008
10% hohe Wolken
18.53
±0.06
0.0042
±0.0002
18.61
±0.06
0.0039
±0.0002
8% klar
14.79
±0.02
0.1313
±0.0028
14.87
±0.02
0.1218
±0.0023
7% Hochnebel
15.57
±0.02
0.0640
±0.0011
16.19
±0.03
0.0360
±0.0011
44% feucht, Nieseltropfen

Wir sehen, die Messungen in einer Nacht sind recht stabil, jedoch stark wetterabhängig.

Die Weihnachtsbeleuchtung des Einkaufszentrums hellt den Himmel in 120 Meter Entfernung im Zenit um mindestens 7% auf (klares, auch astronomisch interessantes Wetter).

Unter ungünstigen Witterungsbedingungen (Gefahr für Zugvögel) beträgt die Aufhellung bis zu 44%!
Wer mir dieses Resultat nicht glaubt, ich habe diese Messung öffentlich im Schweizer Fernsehen durchgeführt (siehe Beitrag in Einstein).
Und nein, es waren keine Tropfen und kein Kameralicht auf der Linse.

Das sind keine schönen Resultate. Aber wir wollten es einmal konkret dokumentiert haben. Die Lichtverschmutzung liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, der unnötig (lange) Licht macht.

Lukas Schuler
Präsident Dark-Sky Switzerland

Fortsetzungsgeschichte 2018

Im Jahre 2018 wurde das Zentrum Glatt renoviert. Alleine durch die neue Fassadengestaltung haben die unnötigen Lichtemissionen sich verdreifacht. Im Zürcher Unterländer machten wir auf das Problem aufmerksam: » Pro und Kontra Weihnachtsbeleuchtung vom 8.12.2018

Danach haben wir die Gemeinde informiert. Die Gemeinde Wallisellen sieht sich nicht in der Pflicht, obwohl wir auf die Zielsetzung des Kantons Zürich aufmerksam gemacht haben, dass die Lichtemissionen nicht zunehmen sollen, siehe Umweltbericht 2018.

Mit der identischen Kamera von 2014 und vergleichbarer Perspektive haben wir das Foto von oben erneut gemacht. Es gab inzwischen einige bauliche Veränderungen, ebenso hat die Dekoration auf dem Kreisel anscheinend gerade einen Defekt. Aber man sieht deutlich, wie die Weinachtsbeleuchtung des Einkaufszentrums sich scheinbar vermehrt hat, weil die neue Fassade mehr Reflexion erzeugt. Die Lampe oben rechts wurde durch eine Natriumdampflampe ersetzt, die zweite Lampe dahinter wurde nach vorne versetzt, weil das neue Hotel den Raum durch einen Vorgarten beanspruchte.

Das Zentrum Glatt in Wallisellen strahlt seit 2018 noch heller. Das dritte Logo von 2010 auf der Nordseite wurde zwar wieder entfernt, dafür gibt die Fassade insgesamt noch mehr Licht ab.

Auch wenn die Politik so langsam voranschreitet, wir bleiben an der Geschichte auch im 2019 dran und werden sie bestimmt fortschreiben.

 

Das spannende Leben der einheimischen Flusskrebs- und Grossmuschelarten

Samstag, 11. Oktober: Mitgliederanlass Herbst 2014

2014-10-11_waldseminar
Das Flipchart im Wald und ein begeisterter Referent sorgen nebst Getränk für gute Stimmung bei den Mitgliedern, aber auch bei interessierten Spaziergängern, welche ganz oder teilweise zuhören werden und die Krebse besichtigen.

Für einmal referierte unser geschätzter Geschäftsführer und Naturforscher Rolf Schatz gleich selber über seine Haustiere.

Doch zunächst gab es einen kleinen Umtrunk, bevor das Seminar im Wald startete.

Der Zustand der Gewässerökologie der Schweiz und vor Ort

Auf den Punkt gebracht skizzierte der Referent die Hauptprobleme, welche Gewässerbarrieren durch Kraftwerke vor allem für die Fische bedeuten:

  • Jede Staumauer ist eine Barriere. An der Fischtreppe besteht immer ein Nutzungskonflikt, da diese die Energieproduktion mindert, jedoch genügend Wasser führen muss, um für Fische auf dem Weg in die Laichgewässer (nach oben) attraktiv zu bleiben.
  • Leider wandern die Fische nach unten mit der Strömung durch die Turbinen und nur wenige überleben das. Es gibt bis heute keine wirklich befriedigende technische Lösung für das Problem.
  • Jede Staumauer verhindert die natürliche Füllung der Flusssohle mit Kies und Sand. Wo diese fehlen, gibt es keine Laichplätze.
  • Sunk und Schwall: Die grossen Wasserpegel-Schwankungen durch Kraftwerkbetriebe bringen Fische in Pfützen, welche sie nicht mehr verlassen können und austrocknen.
Überdüngung von Gewässern

Am Ort des Anlasses besteht ein alter Fabrikweiher, welchem durch den Nährstoffeintrag von der Landwirtschaft, bzw. durch die Wiederauflösung von Nährstoffen vom Grund die Verlandung droht. Aktuell sind im kleinen Tal alle drei einheimischen Krebse anzutreffen.

Es gibt viele Probleme, welche seit den 90er Jahren durch entsprechende Initiative aus Fischerkreisen gelöst werden sollten. Der Widerstand der Bauern gegen grössere Düngeabstände (einschliesslich Einsatz von Herbiziden, Fungiziden) zu Gewässern ist jedoch trotz zugesagten Ausgleichszahlungen durch den Bund gross und daher unverständlich.

Aus Sicherheitsgründen wurden auch viele Stauseen und Weiher abgesenkt. Das erhöht jedoch das Licht gegen den Grund und trägt wiederum zu Algenwachstum und Sauerstoffmangel beim Absterben der Pflanzen bei. Die Überdüngung von Gewässer ist also längst nicht überall gelöst, wenn auch das Verbot der Phosphate in Waschmitteln viel gebracht hat.

Rückstände von Medikamenten und Zusatzstoffen

Medikamentenrückstände, hormonaktive Substanzen, auch aus UV-Blockern, können männliche Fische verweiblichen, weil diese ähnlich wie die weiblichen Hormone wirken.

Zwei Kläranlagen in der Schweiz haben einen Testbetrieb mit Ozonisierung gefahren. Momentan ist vorgesehen, dass bis 2030 alle Kläranlagen mit Aktivkohlefilter oder Ozonisierung in der Endstufe laufen. Ab 2017 soll eine Gebühr von neun Franken pro Kopf und Jahr dazu dienen, diese Massnahmen umzusetzen.

Umdenken nötig

Als Konsument sollte man wirklich auf den unsinnigen Eintrag von Stoffen ins Abwasser, z.B. von WC-Duftsteinen verzichten.

Nach wie vor existieren auch viele Altlasten aus früheren Mülldeponien, welche wohl eines Tages in den Wasserkreislauf gelangen.

Kommt noch der saisonale Salzeintrag durch Winterdienste hinzu. Der Verbrauch alleine in seiner Gemeinde habe sich in 25 Jahren verdoppelt.

Der Abrieb von Pneugummi auf den Strassen gelangte bislang ebenfalls meistens in unsere Fliessgewässer. Mittlerweile werden teilweise Auffangbecken eingerichtet.

Die EAWAG sieht voraus, dass man wieder mehr Sickerwasser fördern muss. Die grösste Gefahr aus den Alpenländern ist, dass Holland durch zu hohen Wassereintrag im Rücken geflutet wird. Faste jede neue Siedlung entwässert heute alles Meteorwasser direkt in Gewässer und nicht mehr in die Kanalisation. Aber fast nirgends wird für eine natürliche Versickerung gesorgt.

Ein Hochwasserereignis wie zum Beispiel kürzlich an der Emme überlebt kein Fisch.

Man muss sich bewusst sein, dass viele unsere Seen an der Lungenmaschine hängen und ohne diesen künstlichen Sauerstoffeintrag längst gekippt wären.

Der Biodiversitätsverlust in Gewässern in der Schweiz ist enorm. Die Bachforelle hat in 20 Jahren extrem abgenommen. Jetzt brechen auch die Barbenbestände ein und niemand weiss warum.

Rolf Schatz empfiehlt bei Lebensmitteln vermehrt Bioprodukte zu kaufen, der Gebrauch der Schädlingsgifte trägt zum Gewässerproblem bestimmt bei.

Die Einheimischen Krebse

2014-10-11_einheimische_krebse
Einheimische Krebsarten

Steinkrebs
Der Steinkrebs mag es eher kalt. Er besitzt weder roten Scherenpunkt, noch die seitlichen Rückendorne hinter dem Kopf.

Dohlenkrebs
Der Dohlenkrebs mag wärmere Bäche. Sein Lebensraum ist daher eher im Süden (Graubünden, Tessin) oder in der Nordwestschweiz. Der Dohlenkrebs besitzt an der Scherenunterseite keinen roten Punkt und auf dem Rücken ebenfalls einen spürbaren Dorn.

Edelkrebs
Bereits im Mittelalter wurden Edelkrebse zum Verzehr gehandelt. Der Fang einheimischer Krebse ist nur dem Pächter erlaubt. Dieser berücksichtigt Schonzeiten. Der Edelkrebs bevorzugt ruhiger fliessendes Wasser und etwas wärmere Temperaturen.
Man erkennt ihn am roten Punkt an der Scherenunterseite und am spürbaren seitlichen Dorn auf dem Rücken hinter dem Kopf.

Das Leben der Krebse

Die Krebse sind Nachttiere. Tagsüber verkriechen sie sich in Ihren Höhlen und man sieht sie nicht. Deshalb sind sie auch oft gefährdet durch Umgestaltungen, weil niemand an sie denkt. Der Krebsatlas an dem der Referent während acht Jahren arbeitet ist daher eine wichtige Voraussetzung zum Schutz und Erhalt der Tiere.

Die Krebse können nur wachsen, weil sie sich häuten. Die leere Körperhülle sieht wie ein komplettes Individuum aus. Als Junge häuten sie sich noch eine Hand voll pro Jahr, ausgewachsen nur noch einmal.

Die Tiere essen kein Aas! Nur frisch kommt beim Krebs auf den Tisch. Aber sie sind auch kannibalisch und essen kleinere Artgenossen.

Die männlichen Tiere haben an der Unterseite als letztes kleineres Beinpaar Befruchtungsbeine. Mit diesen kleben sie am Weibchen Spermapakete an üben Druck auf das Weibchen aus, welches daraufhin an der eigenen Schwanzunterseite ihre Eier anklebt.

Aus diesen Eiern schlüpfen die Larven nach nur zwei Tagen. Nach einer Häutung dieser Larven entsteht bereits der zwei Milimeter grosse Krebs, der im Prinzip komplett ausgerüstet ist. Nur wenige Tage bleibt er bei der Mutter und ist danach sich selber überlassen.

Krebse werden etwa sechs bis sieben Jahre alt, je nach der Gefahr durch Räuber.

Das Töten der Krebse
Krebse werden wie Hummer in kochendes Wasser geworfen, um sie zu töten. Der Grund besteht in den Nervensträngen. Im Gegensatz zu den Wirbeltieren haben Krebse kein Zentrales Nervenorgan. Die Nerven durchziehen den ganzen Körper und daher kann man einen Krebs nicht mit einem gezielten Schlag auf den Kopf töten.

Krebspest seit 1860
Das Krebssterben hat Zeit in Europa angefangen in Norditalien. Damals wurde als Alternative der Signalkrebs eingeführt, da er nicht starb. Dummerweise war der Signalkrebs jedoch Träger der Krankheit, wie sich 1910 herausstellte.
Es handelt sich um einen Pilz, der Einheimische Krebse innerhalb etwa einer Woche umbringt. Der Pilz durchdringt die Haut und sobald sich der Krebs häutet, werden die Sporen im Gewässer übertragen. Ein einziger kranker Krebs reicht aus, um die Population in einem See wie den Türlersee zu vernichten. Es wurden bis heute fünf verschiedenen Krebspest Stämme nachgewiesen.

Die eingeschleppten Krebse

Neben dem Signalkrebs sind der Rote Sumpfkrebs und der Kamberkrebs alles aus Amerika eingeschleppte Arten, welche Träger der Krebspest sind. Der polnische Galizierkrebs ist zwar auch eingeschleppt, aber einer der ersten Krebse, welcher immun gegenüber der Krebspest aus Amerika geworden zu sein scheint.
Die amerikanischen Krebse selber sind zu 85% befallen und Träger.

Fische und Krebse leben gemeinsam

Dank Verzicht auf Besatz mit Fischen konnte Rolf Schatz erkennen, dass sich der Bestand auch natürlich erhält, wenn das Gewässer in einem guten Zustand ist. Wo dies möglich ist und ein guter Bachforellen-Bestand besteht, gibt es in der Regel auch viele Steinkrebse. Sie teilen also den selben Lebensraum und brauchen die selbe Wasserqualität.

Ohne Fische keine Muscheln

Von sechs einheimischen Muscheln sind fünf auf der roten Liste der bedrohten Arten! Eine Grossmuschel filtert etwa 60 Liter Wasser pro Tag. Sie benötigt Sauerstoff und Plankton. Die Filterstoffe bringt sie als kompakte Kügelchen auf den Grund.

Die Befruchtung der Muschel geschieht über den Austausch übers Wasser. Das Weibchen gibt die Larven im Frühsommer ins Wasser ab. Diese docken innerhalb von zwei Tagen an einem Fisch an. Der Fisch dient als Taxi zur Verbreitung der Muschel. Ist diese etwa ein Millimeter gross, löst sie sich vom Fisch.

Zwei Muscheln haben eine spezielle Beziehung zu Fischen entwickelt. Der Bitterling, ein Kleinfisch, ärgert die Teichmuschel so lange, bis diese den Schliessreflex sein lässt und offen steht. Das Weibchen legt dann seine Eier in die Teichmuschel und das Männchen gibt die Milch dazu. Die Fischli entwickeln sich dann eine Weile geschützt in der Muschel.

Die Bachmuschel lockt neugierige Kleinfische durch einen gezielten Wasserstrahl an. So erhöht sie die Chance, dass die darin enthaltenen Muschellarven ein Taxi zum Andocken finden.

Rolf Schatz ermahnt, dass man die Kreisläufe im Auge behalten muss, um das Ökosystem als ganzes zu erhalten. Man kann nicht nur die Bachforelle in Monokultur haben, man muss auch das rundherum hegen und pflegen, damit das ganze System erhalten bleibt. Wer sich nur um Teile kümmert, sei zum Scheitern verurteilt.

Der Bund hat sich im Berner Artenschutzabkommen verpflichtet, einheimische Arten zu schützen. Es ist schade, dass man grosse Mittellandgebiete bereits als verloren betrachten muss, weil man gegen die eingewanderten Arten keine Strategie hat.

Daher sei es die wichtigste Aufgabe, die verbleibenden Gebiete einheimischer Arten umso besser zu schützen. Krebse (mit Ausnahme einer Art) wandern nicht stark. Das heisst es waren und sind fast überall verbotene Aussetzungen passiert.

Selbst geräucherter Fisch zum Abschluss
2014-10-11_rauchforelle
Selbstgeräucherte Forelle

Ein feines Nachtessen das Rolf Schatz persönlich zubereitete und servierte bildete den krönenden Abschluss dieses spannenden Ausfluges in die Natur der einheimischen Gewässer.

Im Namen von Dark-Sky Switzerland herzlichen Dank für den ausserordentlichen Einsatz.
Das war die Einladung:

» Das spannende Leben der einheimischen Flusskrebs- und Grossmuschelarten (PDF)

Es gab übrigens keinen Regen trotz schlechter Prognose.